Unterordnung ...

Was heißt eigentlich genau Unterordnung und was ist eigentlich das Gegenteil davon? Vielleicht Ordnung oder Überordnung? Gute Frage ...
Ich kann es Ihnen nicht genau beantworten, aber soviel kann ich Ihnen verraten: Ihr Hund muss sich Ihnen gegenüber nicht – wie all zu oft geraten wird – ständig unterordnen, er muss sich nur Ihren Gegebenheiten und Ihrem "Rudel" anpassen.

Aber es heißt doch immer: Er soll Ihnen immer aus dem Weg gehen, darf erst – nachdem Sie gegessen haben – sein Futter bekommen, darf niemals zuerst durch die Tür gehen, darf an der Leine niemals vor gehen, sondern soll immer auf Ihrer Höhe bei Fuß gehen oder gar nur hinter Ihnen gehen, darf niemals mit Ihnen auf gleicher Höhe liegen, geschweige denn mit im Bett schlafen?

Wie kommt man eigentlich zu dieser Annahme, dass unsere Hunde sich möglichst immer uns gegenüber unterordnen müssen?
Genau genommen entstammt diese Theorie, einigen Verhaltensweisen, die bei Wölfen beobachtet wurden, daher entstammt die so genannte Alpha-Theorie:
Man geht davon aus, dass der Alpha in einem Wolfsrudel an oberster Stelle der Hierarchie steht und alle anderen Rudelmitglieder sich ihm immer unterordnen. Also hat man sich die Verhaltensweisen bei den Wölfen abgeschaut und auf unsere Hundeerziehung übertragen und zu Nutze gemacht.

Inzwischen wird mit dieser Theorie aufgeräumt, denn zum einen sind unsere Hunde keine Wölfe, sondern seit Jahrtausenden an den Menschen gezähmte Haustiere, zum anderen kann selbst in Wolfsrudeln beobachtet werden, dass eine Unterordnung der Rudelmitglieder immer auf die jeweilige Situation ankommt: Der Alpha ist kein ständig alle Rudelmitglieder unterordnendes Tier. Ein Alpha geht nicht permanent voraus, liegt nicht zwangsläufig nur auf erhöhten Stellen und überlässt diese keinem anderen Mitglied. Auch springt nicht jeder ihm untergeordnete Wolf zur Seite und geht ihm ständig aus dem Weg, sondern nur dann, wenn es dem Alpha wichtig ist. Es ist auch nicht der Alpha, der immer zuerst frisst. Wenn er keinen Hunger hat, frisst er gar nicht – oft genug überlassen Alphatiere sogar den jüngeren Tieren den Vortritt.

Aber gut, so spannend die Beobachtungen an Wölfen auch sind, kommen wir lieber zurück zu unseren Hunden, denn wir möchten ja auch keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Genau genommen sind unsere Hunde auch keine Rudeltiere, wenn man das Wort Rudel genau definiert. Obwohl mir persönlich die Bezeichnung Rudel symphatischer und bezeichnender ist, als von einem Mensch-Hund-Verband oder einer gemischten Mensch-Hund-Gruppe zu sprechen, was fachlich richtig wäre, sich aber etwas umständlich anhört.

Rudeltiere sind wild lebende Tiere, unsere Hunde jedoch leben nicht wild sondern mit oder ohne weitere Artgenossen in einem Verband oder einer gemischten Gruppe von Mensch und Hund. Also sollten wir lieber unsere Hunde beobachten und daraus Schlüsse ziehen, statt Wölfe zu beobachten und deren Verhaltensweisen 1:1 auf unsere Hunde übertragen, das funktioniert nicht so ganz, wenn es auch sehr viele Parallelen gibt.

Sicher ist es richtig und wichtig, dass auch unseren Hunden ein fester Rahmen, Strukturen, Regeln und Grenzen im gemeinsamen Miteinander aufgezeigt werden sollten und sich unsere Hunde in gewisser Weise uns auch unterordnen können, vielmehr mehr aber sich uns anpassen. Ebenso aber sollten wir ihnen gegenüber souverän und ruhig auftreten, sodass sie sich gerne von uns führen lassen und sich auf uns verlassen können.

Gegenseitiges Vertrauen und Respekt sind eine gute Basis für ein harmonisches Miteinander, statt einer permanenten Führung und Unterordnung des Hundes.

Achten Sie mal darauf wie sich Hunde untereinander verhalten und wer, wann, wen und wie tatsächlich in welcher Situation unterordnet oder einschränkt. Bei gut sozialisierten Tieren werden Sie feststellen, dass eine Alpha-Theorie nicht zutreffend ist und gerade der souveränere Hund es gar nicht nötig hat, seine "Rudelmitglieder" ob Mensch oder Hund, ständig unterzuordnen.